Jahresplan für die Buchsbaumzünsler-Bekämpfung

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Seit 2018 ist der Buchsbaumzünsler nun bei uns heimisch geworden. Während die einzelnen Gene­rationen am Anfang noch gut voneinander zu unterscheiden waren, ist seit August 2019 zuneh­mend zu beobachten, dass sich die Generationen des Buchsbaumzünslers nicht mehr klar voneinan­der trennen lassen. Es kommt seitdem eher zu einem diffusen Erscheinungsbild des Falterflugs, d.h. es sind ständig mehr oder weniger Schmetterlinge unterwegs. Nur an der Anzahl der in der Pheromonfalle gefangenen Exemplare lassen sich die Generationen noch voneinander trennen. Diesen Eindruck bestätigten mir auch die unterschiedlich großen Raupen, die im Frühjahr 2020 auf den Buchspflanzen im Hauptfriedhof zu finden waren. Im Extremfall kann es sogar soweit kommen, dass sich die einzelnen Generationen teilweise überlappen, also sehr späte Exemplare z.B. der Ge­neration 2 später schlüpfen als sehr frühe Exemplare der Generation 3. Diesem Erscheinungsbild muss natürlich bei der Bekämpfung Rechnung getragen werden. Da anzunehmen ist, dass sich auch in Zukunft an diesem Schema nicht mehr viel ändern wird, habe ich nun einen Jahresplan zur Züns­lerbekämpfung erstellt, der sich 2020 bei mir gut bewährt hat.

Abbildung 1: Befallsbild im Jahr 2018
Abbildung 2: Befallsbild ab 2019

Die überwinterte Generation der Raupen verpuppt sich meist Mitte Mai (17. Mai 2020). Wenn man dann ca. eine Woche Puppenstadium, acht bis neun Tage Schmetterlingsstadium, und drei Tage Eistadium zu­sammenrechnet, kommt man auf einen frühesten Bekämpfungszeitpunkt ab der zweiten Juniwoche. Wenn man noch mit einberechnet, dass es unter den Raupen auch Nachzügler gibt, da sich im Früh­jahr größere und kleinere Raupen auf den Buchspflanzen befinden, und das Spritzmittel nach Aus­bringung ungefähr eine Woche auf den Pflanzen wirksam bleibt, zumindest wenn es nicht durch Regen abgewaschen wird, dann ergibt sich als günstiger Bekämpfungszeitpunkt die zweite Juniwoche.

Fazit: Der nächste Termin zur Bekämpfung steht dann ab Anfang bis Mitte Juni an, und ab da dann alle vier Wochen bis Mitte Oktober. Die Termine sind so gewählt, dass es nichts ausmacht, wenn man wegen Regen einmal nicht pünktlich nach vier Wochen spritzen kann.

Letzter Spritztermin sollte sein ca. eine Woche bevor die Temperaturen wieder unter 7 °C sinken. 2018 war dies in der ersten Novemberwoche der Fall, 2019 und 2020 Ende Oktober.

Zur Wahl des Spritzmittels

Da in der Wirksamkeit beim Vergleich zwischen chemischen Spritzmitteln und Bazillus-thuringiensis-Produkten kein Un­terschied ist, würde ich mich immer - schon aus Umwelt­schutzgründen - für das biologische Spritzmittel (Xentari) entscheiden. Solange Sie nur Ihren Buchs, und nicht etwa die Brennnesseln nebenan spritzen, können Sie davon ausgehen, dass andere Schmetterlinge nicht geschädigt werden, da sich vom Buchs nur der Buchsbaumzünsler ernährt.

Wie man spritzen sollte

Gleichmäßig Ober- und Unterseite der Buchsblätter gut be­netzen, auch die Innenseite des Buchses nicht vergessen. Da das Spritzmittel Xentari eine Woche nach Ausbringung auf den Blättern noch wirksam bleibt, sollte es, um diesen Effekt voll auszunützen, in dieser Woche möglichst nicht regnen. Mindestens aber sollte es zwei Tage lang auf den Blättern verbleiben, dass die Raupen genug Wirkstoff aufnehmen können. Für eine Buchskugel mit 80 cm Durchmesser bracht man ungefähr 1 l Spritzbrühe.

Feststellung des Befalls

Als diagnostisches Instrument, um einen Befall festzustellen, kann man eine Pheromonfalle benutzen, oder notfalls nach Einbruch der Dunkelheit auch die Terrassen- oder Balkonbe­leuchtung. Beides funktioniert allerdings nur bei stärkerem Befall gut. Bei schwachem Befall kann es vorkommen, dass sich in der Falle keine Schmetterlinge befinden, oder wenn es in der Nähe der Terrassenlampe noch andere Lichtquellen gibt, oder der Buchs zu weit entfernt steht, die Schmetterlin­ge sich auch da nicht einfinden. 100-ige Sicherheit hat man dadurch also nicht. Bei mir in der Gärtnerei z.B. fing ich 2020 ganze zwei Schmetterlinge in der Falle, während in meiner Falle, die ich auf dem Friedhof aufgestellt hatte, jede Menge an Schmet­terlingen zu finden waren. Die Pheromonfalle, falls vorhanden, sollte man Anfang/Mitte April, und dann nochmal Anfang/Mitte Juli mit frischen Pheromonen bestücken (außer bei Fallen mit sechswö­chigem Wechselrhythmus natürlich).

Um Missverständnisse zu vermeiden

  1. Eine Pheromonfalle dient nicht zur Bekämpfung des Buchsbaumzünslers, sondern dient der Fest­stellung der Befallsdichte und des Befallszeitpunktes. Dieser ist wichtig für die Wahl des Zeitpunkts der Bekämpfung. Die Pheromonfalle kann allenfalls die Anzahl der fortpflanzungsfähigen Männ­chen reduzieren, wird aber nicht alle wegfangen können. Sie kann auch nicht ausschließen, dass be­fruchtete Weibchen zufliegen und trotzdem Eier auf Ihrem Buchs ablegen, oder die restlichen Männchen, die nicht in die Falle gehen, Weibchen befruchten können. Sie müssen den Zünsler also immer noch bekämpfen.
  2. Algenkalk kann auch nur zu einer Befallsminderung beitragen, mehr aber nicht. Um die Eiablage auf den Blättern zu verhindern, müssten die Blattunterseiten genauso wie die Blattoberseiten, das Innere des Busches wie die Außenseite bestäubt werden, und zwar kurz vor der Eiablage. Gerade bei großen, alten Büschen dürfte dies schwierig werden, und regnen darf es dann aber auch nicht in dieser Zeit, sonst muss die Behandlung wiederholt werden. Durch ständiges Kalken verändert man den ph-Wert des Bodens, was langfristig, auch wenn der Buchs eigentlich kalkliebend ist, nicht so günstig ist. Weniger kalkliebende Pflanzen in der Nachbarschaft könnten darunter lei­den. Ihr Geldbeutel tut es auf jeden Fall.
  3. Die Methode, den Schädling mit einem scharfen Wasserstrahl aus dem Buchs zu entfernen, schei­tert meist an der Größe der einzelnen Pflanze und des gesamten Bestandes, und ist allenfalls für kleinere Exemplare im Topf geeignet.
  4. Die Möglichkeit, Buchs durch ähnlich aussehende Pflanzen anderer Gattungen zu ersetzen, scheint auf den ersten Blick ganz charmant zu sein. Doch ich gebe zu bedenken, dass Buchs, speziell hier in Landshut, noch einen anderen Zweck als nur den der Zierde erfüllt. Außerdem be­fällt der Buchsbaumzünsler in seiner ostasiatischen Heimat auch andere Gehölze (Ilex- und Euony­musarten), die bei uns als Ersatzpflanzen gelten. Es ist vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis er auch bei uns sein Nahrungsspektrum erweitert.
  5. Vögel wie Amseln, Spatzen oder Meisen holen sich zwar gelegentlich Raupen aus dem Buchs, vor allem wenn sie Nachwuchs haben, der bekanntlich proteinreiches Futter benötigt. Jedoch bevor­zugen die Altvögel hierbei größere Raupen, die während ihrer Entwicklungszeit schon viel Schaden an den Pflanzen angerichtet haben. Für uns ist es jedoch wichtig, die Raupen möglichst jung zu vernichten, um die Schäden am Buchs gering zu halten.
  6. Netze schützen den Buchs nur dann, wenn die Maschen entsprechend eng sind, sich keine Löcher darin befinden, und die Netze lückenlos am Rand mit Erde beschwert sind, so dass kein Schmetterling unten durchkriechen kann. Optisch gesehen ist es auch nicht gerade das Gelbe vom Ei.

Lebenszyklus des Buchsbaumzünslers

Der Buchsbaumzünsler kann nicht nur als Puppe, sondern auch als Raupe überwintern. Er spinnt sich dazu in einem frühen Larvenstadium zu mehreren Exemplaren in eine Art Kokon ein, und wird nach der Winterruhe im Frühjahr bei Temperaturen konstant über 7 °C wieder aktiv. Dies ist meist im März der Fall. Dieser erste Befall der Pflanzen wird meist übersehen, da vorher kein Falterflug stattfindet, und die Pheromonfalle, falls vorhanden, keine Falter enthält. Man wiegt sich also in fal­scher Sicherheit!

Die Entwicklung der Raupen hängt von der Temperatur ihrer Umgebung ab. Im Frühjahr entwickeln sie sich langsamer als im Sommer. Sie kann ca. drei bis zehn Wochen dauern. Dann ver­puppen sich die Raupen, und nach ca. einer Woche schlüpfen die Schmetterlinge aus. Anschließend kann man acht bis neun Tage lang die Schmetterlinge im Garten fliegen sehen. Sie befinden sich je­doch nicht auf dem Buchs, sondern suchen Blütenpflanzen auf, um Nektar zu saugen, und halten sich dort auch tagsüber auf. In dieser Zeit wird in den Pheromonfallen ein Teil der Männchen weg­gefangen (leider nicht alle). Während dieser Zeit legen die Weibchen fleißig Eier. Nach drei Tagen schlüpfen aus den Eiern die kleinen Räupchen. Wenn man nun die Lebenszeit des Schmetterlings von acht bis neun Tagen und die drei Tage Eistadium zusammenzählt, kommt man auf zwölf Tage. Nach ca. zwölf Tagen sind die letzten Räupchen geschlüpft und fangen an zu fressen. Wenn man davon ausgeht, dass ein Weibchen jeden Tag ca. zehn Eier legt, also in den acht Tagen seines Schmetterlings-daseins 80 Nachkommen hat, die alle am Buchs fressen, und von denen die Hälfte wieder Weibchen sind, die sich wieder weitervermehren können, drei Generationen pro Jahr, kann man sich leicht ausrechnen, was geschieht, wenn man nicht gegen den Zünsler vorgeht. Was exponentielles Wachstum ist, braucht man heute wohl niemandem mehr zu erklären!

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